Freitag, 19. August 2016

Pflicht zur Abmeldung von Betriebsratsmitgliedern



Eine Arbeitgeber verlangt von drei freigestellten Betriebsratsmitgliedern, dass diese sich bei Durchführung außerbetrieblicher Betriebsratstätigkeit künftig vor Verlassen des Betriebes innerhalb der Arbeitszeiten bei der Geschäftsführung schriftlich abzumelden und dabei den Ort, sowie die voraussichtliche Dauer der Betriebsratstätigkeit anzugeben hätten.
Die betroffenen Betriebsratsmitglieder waren aber der Meinung, dass berechtigtes Interesse nicht vorliegen kann. Der BR rief das Arbeitsgericht an und bekam recht. Das Landesarbeitsgericht sah es ebenso. Die hiergegen gerichtete Rechtsbeschwerde des Arbeitgebers an das Bundesarbeitsgericht war erfolgreich.
Nach § 37 Abs. 2 BetrVG sind nicht freigestellte Mitglieder des Betriebsrats von ihrer beruflichen Tätigkeit ohne Minderung ihres Arbeitsentgelts zu befreien, wenn und soweit es nach Umfang und Art des Betriebes zur ordnungsgemäßen Durchführung ihrer Aufgaben erforderlich ist. Der Arbeitgeber muss der Arbeitsbefreiung nicht zustimmen. Ein Betriebsratsmitglied, das seinen Arbeitsplatz verlässt, um Aufgaben nach dem Betriebsverfassungsgesetz wahrzunehmen, hat sich aber nach ständiger Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts beim Arbeitgeber abzumelden. Es ist auch verpflichtet, sich zurückzumelden, sobald es nach Beendigung der Betriebsratstätigkeit seine Arbeit wiederaufnimmt (BAG 29. Juni 2011 - 7 ABR 135/09 - Rn. 19 mwN, BAGE 138, 233). Die Betriebsratsmitglieder treffen kollektivrechtliche Obliegenheiten zur Ab- und Rückmeldung aufgrund des Gebots der vertrauensvollen Zusammenarbeit aus § 2 Abs. 1 BetrVG. Gleichermaßen handelt es sich um eine arbeitsvertragliche Nebenpflicht iSv. § 241 Abs. 2 BGB (vgl. BAG 29. Juni 2011 - 7 ABR 135/09 - Rn. 20 mwN, aaO). Die Meldepflichten dienen bei nicht freigestellten Betriebsratsmitgliedern dem Zweck, dem Arbeitgeber die Arbeitseinteilung zu erleichtern, vor allem den Arbeitsausfall des Arbeitnehmers zu überbrücken. Um diesen Zweck zu erfüllen, genügt es, wenn das Betriebsratsmitglied bei der Abmeldung den Ort und die voraussichtliche Dauer der Betriebsratstätigkeit angibt. Aufgrund dieser Mindestangaben ist der Arbeitgeber imstande, die Arbeitsabläufe in geeigneter Weise zu organisieren und Störungen im Betriebsablauf zu vermeiden (BAG 29. Juni 2011 - 7 ABR 135/09 - Rn. 21, aaO).
Bundesarbeitsgericht (Beschluss vom 24.2.2016, 7 ABR 20/14)



Donnerstag, 21. Juli 2016

Wer hat schon Mitleid mit den Banken?




Derzeit kann man aber nicht wegreden, dass für die Banken der alte Spruch: "Borgen macht Sorgen" derzeit auf sie (besonders) zutrifft. Fast wöchentlich ergehen Urteile, die es Darlehensnehmern gestattet, (gewinnbringend) aus Darlehensverträgen auszusteigen.

Aktuell hat das Bundesverfassungsgericht ein OLG-Urteil kassiert, das einem ausstiegswilligen Darlehensnehmer (im Gegensatz zu den meisten anderen OLG`s) eine Absage erteilt hatte. Das OLG hatte die Revision nicht zugelassen und darin sah das BVerfG die Rechtsschutzgarantie verletzt. Wenn nämlich ein Gericht einen Rechtssatz aufstellt, der sich nicht mit Vergleichsentscheidungen deckt, sollte es zumindest den Zugang zur höheren Instanz offenlassen (BVerfG, Beschluss v. 16.6.2016, 1 BvR 873/15).

Der Versuch allerdings, das Zaubermittel Widerruf analog auf einen uralten Lebensversicherungsvertrag zu übertragen, um verzinste Prämien-Rückzahlungen zu erhalten, klappte bisher nicht (LG Magdeburg, Urteil v. 03.05.2016, 11 O 1624/15).